1.12.99 - 17.12.99
Um es vorweg zu nehmen, ich weise jede Schuld von mir. Mein Mitstreiter hatte erst eine Woche vorher erfahren, das er Urlaub bekommen würde. Um so kurzfristig Flüge zu bekommen, haben wir uns ein Ziel ausgesucht, wo viele hinfliegen. Und fliegen wollten wir schon - die Temperaturen bei uns waren Ende November einfach indiskutabel niedrig. Auch die Dominikanische Republik hat ähnlich wie Mallorca viele Reize außerhalb der Touristenburgen zu bieten, und so waren wir frohen Mutes. Wichtigstes Ziel war der Pico Duarte, mit 3500 Metern der höchste Berg der Karibik.
Eine Karte zur Orientierung gibts bei der Perry-Castañeda Library Map Collection.
Air France fliegt mit Zwischenlandung von Paris nach Santo Domingo. In Paris sind wir mit anderthalb Stunden Verspätung losgeflogen. Trotzdem waren wir pünktlich kurz vor 5 Uhr abends in Santo Domingo International. Unsere diesbezüglich gute Meinung von Air France sollte erst beim Rückflug nachhaltig demontiert werden.
Weil es so spät war, sind wir gleich nach Boca Chica, ein Badeort in der Nähe des Flughafens. Das Taxi dahin ist pure Wegelagerei, $10 für die Fahrt ist im Landesmaßstab einfach heftig.
Boca Chica ist bekannt für das Badewannenwasser. Ein Riff vor der Bucht fängt alle Wellen ab, und so ist das Wasser tatsächlich spiegelglatt. Ich fand das nicht so toll, denn dadurch mangelt es auch an Zirkulation. Genauer gesagt wird es ein bißchen eklig.
Endlos ziehen sich am Strand kleine Büdchen mit Bars und Restaurant hin. Als Gringo nerven einen die Anpreiser mit den Angeboten der Lokalitäten: "Cervesa (Bier), Pina Colada, Senorita - beautiful Senorita". Wer vorher noch irgendwelche Illusionen bezüglich Prostitution hatte, wird hier geheilt.
In Boca Chica stellt man sich einfach an die Hauptstraße und wartet auf die Guagua. Für 12 Peso kommt man bis Santo Domingo, die übliche Quetscherei im überfüllten Kleinbus inbegriffen.
In Santo Domingo wollten wir unbedingt eine gute Wanderkarte für die Cordilleres Central bekommen. Das ist das Gebiet um den Pico Duarte. Leider sind wir nicht fündig geworden. Im Nationalpark ist ein Führer obligatorisch, und mit dem fehlenden Kartenmaterial will man dieser Regelung wohl praktisch Nachdruck verleihen.
Der Terminal von Caribe Tours ist etwas außerhalb, aber man kann es trotzdem locker erlaufen. Von da gibt es 13:30 eine Direktverbindung nach Jarabacoa. Diese Busse sind sehr zu empfehlen, lediglich gegen die Klimaanlage sollte man sich wappnen. Die Fahrt kostet 70 Peso und dauert 3 Stunden.
In Jarabacoa übernachtet man ganz gut im Hogar Hotel. Hier gibts auch eine Bank, die die ganze Woche geöffnet ist. Im Hotel treffen wir Monika aus Bayern, und beschließen, den Pico gemeinsam anzugehen. Am nächsten Morgen chartern wir uns einen Pickup nach La Cienaga. Monika handelt 200 Peso für uns drei aus. Halb elf sind wir am Eingang des Nationalparks in La Cienaga.
Der Eintritt für den Park beträgt 50 Peso einmalig. Dazu kommen täglich 175 Peso für den Führer und 100 Peso für das Gepäckmuli. Die Preise staatlich festgelegt. Ohne Führer wird man leider nicht in den Park gelassen, und ohne Gepäckmuli geht der Führer auch nicht los. Also engagieren wir zu dritt Carlo und ein Muli.
Nachmittags laufen wir noch eine Stunde in den Park hinein, zur Carlos Hütte. Die Familienmama bewirtet uns gleich mit Reis und Bohnen. Wir geben eine Runde Lidl-Salami und Brot aus, aber das scheint den Geschmack der Einheimischen nicht so zu treffen. Dafür findet das Russisch Brot großen Anklang. Die ganze Familie und ein paar Nachbarskinder sind da, weil irgendein Feiertag ist. Die Kinderschar führt uns ein bißchen durchs Gelände. Später am Abend gibts dann noch Gemüse und Fleisch und als Nachthopserl ein süßen Milchreis. Die Hütte besteht aus mehreren Gemeinschaftsschlafräumen und einem Vorraum/Wohnzimmer mit Hausmadonna und Familienfotos. In dem Vorraum schlafen wir.
Auf dem Steinfußboden wäre eine dickere Isomatte wesentlich bequemer. Dasselbe gilt auch für die offiziellen Hütten in den Bergen.
In der Nacht fängt es an zu regnen, und morgens hat es auch noch nicht aufgehört. Unsere Mitstreiterin aus dem Bayernland wirft das Handtuch, aber wir wollen es doch wissen. Es hat sich zwar richtig eingeregnet, aber es ist warm. Das Muli bekommt unsere Rucksäcke aufgepackt. Im T-Shirt und dünnen Hosen ziehen wir los.
Nach anderthalb Stunden sind wir am El Cruce. Dort gabelt sich der Weg. Rechts gehts zum Pico Duarte hinauf. Links führt der Weg ins Tenero-Tal.
Carlo macht uns deutlich, das es auf dem Pico viel zu kalt ist. Klar, aber wir haben im Rucksack die warmen Klamotten liegen. Auch Carlo hat einen Sack Gepäck auf dem Muli. Darin sollten wohl seine warmen Sachen sein - hatten wir gehofft. Jetzt befallen uns erste Zweifel.
Allerdings wollten wir sowieso in Tenero-Tal. Schon damit wir die Bergtour nicht so schnell vorbei ist. Und uns trägt die Illusion, das Carlo da unten in der Hütte noch gipfelgerechte Kleidung abfassen kann.
Der Abstieg ist erheblich. Ungefähr um zwölf sind wir an der Tenero-Hütte. Die dürfte ungefähr auf gleicher Höhe liegen, wie Carlos Hütte. Mangels Karte läßt sich das aber nicht prüfen.
Die Hütte ist wunderschön auf einer Waldlichtung gelegen. Hier wohnt ein freundlicher Park-Ranger mit seinem kleinen Sohn. In der Nähe rauscht ein Gebirgsbach. Am Nachmittag klart es sogar auf. Unsere Hoffnung, morgen auf den Pico zu kommen, steigt.
Die Enttäuschung kommt am Abend. Es beginnt wieder zu regnen. Sowohl Carlo als auch der Hüttenwirt versichern uns, das wir nicht auf den Pico können: "El frio" - zu kalt. Und wir sollen doch bis morgen warten, wenn das Wetter bestimmt besser wird. Wir haben mittlerweile mitbekommen, das die Regenzeit dieses Jahr offensichtlich länger dauert als sonst. Das heißt, das Wetter würde in den nächsten Tagen nicht besser werden. Also beschlossen wir, nach La Cienaga zum Eingang des Parks zurückzulaufen, und den Pico abzuschreiben.
Rückblickend hätten wir an diesem Tag einfach ohne Führer auf den Berg steigen sollten. Aber dazu hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch zu viel Achtung vor dem Führer und den Einheimischen überhaupt. Das sollte sich bald ändern.
Auf dem Rückweg nach La Cienaga kommen wir an der Tambala-Hütte vorbei. Von hier ist es noch eine Stunde bis zum Parkeingang. Carlos Hütte liegt gleich um die Ecke. Hier treffen wir ein Paar, das auch auf den Pico will. Er spricht exzellent Englisch - fantastisch. Prof. Rosario ist zwar in der Dominikanischen Republik geboren ist, aber lebt seit Jahren in New York. Die beiden warten auf besseres Wetter.
Schon auf der Tenero-Hütte hatte sich das Problem mit der Bezahlung des Guides abgezeichnet. Irgendwann wollte er mal wissen, wieviele Tage wir durch die Berge stapfen wollen. Da hatten wir ganz informell vier Tage angegeben. Das hat der aber als verbindlich angenommen, und will nun auch seine vier Tage bezahlt haben. Wir sind mittlerweile mutiger geworden, und lehnen das ab.
Prof. Rosario spricht spanisch, und so wir nutzen die Gelegenheit, dem Guide das klar zu machen. Dabei stellen sich weitere Differenzen heraus. Er geht von 200 Peso für sich und 125 Peso für das Muli aus. Das sind 50 Peso mehr als die offiziellen Preise, die ziemlich deutlich und unmißverständlich vom Nationalpark vorgeschrieben sind.
Dom.Rep.'s Law
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An dieser Stelle wird auch Prof. Rosario ärgerlich über seine Landleute. Kein Wunder, dessen Führer hat sich gerade aus dem Staub gemacht - dummerweise hatte der Professor schon bezahlt.
Wir setzen uns am Ende mit des Professors Hilfe durch. Der Guide wird bezahlt, und verdünnisiert sich nach Hause. Wir verbringen (regelwidrig ohne Begleitung eines Guides) noch eine Nacht auf der Hütte. Am nächsten Morgen sieht das Wetter erst ganz gut aus, dann kommen neue Regenwolken, und wir geben den Pico endgültig auf. Wir steigen nach La Cienaga ab und warten auf einen Pickup nach Jarabacoa.
Mag sein das es etwas nervt, aber das muß ich jetzt auch noch erzählen.
Also es geht darum, wieviel die Fahrt mit dem Pickup nach Jarabacoa kostet. Wir sitzen in La Cienaga in der Ortskneipe und warten auf eine Mitfahrgelegenheit. Sehr bald quatscht uns jemand mit goldener Sonnenbrille und wichtigem Getue an.
Wir ignorieren ihn.
Schließlich kommt ein Pickup, und Mr. Sonnenbrille bietet uns die Fahrt für 250 Peso an.
Wir ignorieren ihn weiter.
Mr. Sonnenbrille kommt nach viel Gequatsche mit einem Angebot von 200 Peso wieder.
Wir bleiben bei der Ignoranz, und er gibt erstmal auf.
Nach einer ganzen Weile gehen wir zum Pickup, legen die Rucksäcke hinten drauf, und setzen uns rein.
Mitten auf der Fahrt fängt der Fahrer an, sich um den Fahrpreis zu kümmern. Wir nennen unser Angebot: 100 Peso für uns zwei. Das schmeckt ihm gar nicht, aber wir bleiben dabei.
Am Ende zahlen wir wirklich nur 100, also 50 pro Nase. Wir sind nicht allein im Auto, und so passe ich genau auf: Einheimische zahlen 20. Immer noch ein Touristenaufschlag, aber nicht mehr ganz so unverschämt. Man muss nur hart bleiben.
Mit Caribe Tours kommt man für 25 Peso nach La Vega und für 55 Peso weiter nach Sosua. Schließlich fährt man mit der Guagua für 10 Peso (inkl Aufpreis für den Rucksack) nach Cabarete. Dort haben wir uns für die restlichen Tage im Hotel Alegria einquartiert. Das Doppelzimmer kostet 22$ die Nacht, fast direkt am Strand.
Das Wetter bleibt durchwachsen. Meistens ist es sonnig, und nach dem morgentlichen Regen kann man die Uhr stellen. Es lohnt sich, am Strand Richtung Osten zu laufen, da ist man meistens allein und kann in Ruhe planschen und sich sonnen.
In Sosua gibt es eine Tauchbasis (Caribbean Divers), die auch ein kleines Büro in Cabarete unterhält. Sowohl die Basis als auch das Tauchen an sich sind sehr zu empfehlen.
Der Rückweg war nochmal Streß.
Um 9:20 sitzen wir im Bus von Sosua nach Santo Domingo. Dort läuft man am besten vom Busterminal zum Plaza Enriquello. Für 15 Peso pro Nase kommt man von da mit der Guagua nach La Caleta, und für weitere 5 Peso bringt einen ein Motochonda bis zum Flughafen. (Man vergleiche die 10$ für das Taxi bei der Ankunft.)
In Paris streiken die Leute, die das Kerosin in die Flieger füllen. Dadurch kommt unser ganzer Flugplan durcheinander. Am Ende sind wir einen halben Tag später in Berlin.
Der Kassensturz fällt positiv aus: Pro Nase haben wir insgesamt 655 Mark im Land gelassen, das Tauchen nicht mitgerechnet.
FINE
Erstellt von Ralf Wiebicke, letzte Änderung am 9. April 2000