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Home - Fernweh - Malawi 1997

Malawi 1997

22.08.97 - 03.10.97

Sechs Wochen haben wir uns für dieses kleine afrikanische Land Zeit genommen. Das mag sehr viel erscheinen. Im nachhinein betrachtet war es aber gerade genug Zeit, um einen kleinen, oberflächlichen Einblick in einen so völlig anderen Kontinent zu bekommen. Malawi ist ideal für den Rucksacktouristen: Ein gut ausgebautes Bussystem bringt einen auch ohne Auto in fast alle Gegenden des Landes. Die Menschen sind freundlich, man kann sich gefahrlos überall bewegen. Wer Afrika kennenlernen möchte, ist hier genau richtig. Im folgenden habe ich mein Reisetagebuch abgetippt. Hier findest Du ein paar Tips und Meinungen zu dem wohin und wolang. Nichts in diesem Tagebuch ist allgemeingültig, alles bezieht sich auf unseren Reisezeitraum und meinen ganz persönlichen Geschmack. Nicht jeder Tag einer Reise ist etwas besonderes, also wird Dich auch nicht jeder Eintrag des Tagebuchs von Hocker reißen.

Die Preise in Landeswährung ändern sich beständig, aber der Gegenwert in harter Währung dürfte halbwegs konstant bleiben. Während wir im Land waren, lag der Kurs zur Mark bei 9,6 bis 9,9. Eine Übersichtskarte findest Du bei der Perry-Castañeda Library Map Collection.

Tagebuch

So, 24.8.97 Zeltplatz Lilongwe

Am Freitag mittag sind wir gestartet. Mit der Bahn nach Berlin, und dann von Tegel über Amsterdam, Nairobi, Lusaka nach Lilongwe. Dort haben wir ein Visum für einen Monat bekommen, d.h. wir müssen nochmal verlängern lassen. Der Bustransfer in die Stadt verlief problemlos, und da wir die einzigen waren, wurden wir bis zum Golfplatz chauffiert. Der Zeltplatz ist sauber, bezahlbar (100MK p.P.) und sehr sicher ( Wir mußten uns in 3! verschiedenen Anmeldelisten verewigen.) Die Platzwächter sind freundlich und hilfreich beim Feuermachen. Von einem erfahren wir, daß im benachbarten St. Peter Church auch 100 Kwacha zu berappen sind, und das dort einem Traveller gerade die gesamte Habe abhanden gekommen ist. Außer uns campiert noch ein Paar aus Deutschland hier, das zu unserem Bedauern nur wenige Stunden länger im Lande ist als wir. Die Nacht ist nicht sehr ruhig - der Bambus über dem Zelt raschelt heftig im Wind, und eine Weile lang kräht der örtliche Mullah per Lautsprecher zum Gebet.

Heute vormittag waren wir im Stadtzentrum einkaufen - am Sonntag. Der Busbahnhof ist ein Ameisenhaufen, ständig fahren Busse zu einem guten Dutzend Zielen im ganzen Land ab. Für den Nachmittag winkt ein Sprung in den clubeigenen Pool.

Mi, 27.9.97 Zeltplatz Zomba Plateau

Montag war Reistetag. Um acht sollte der Bus nach Blantyre gehen. Wir waren auch pünktlich am Bahnhof, aber der 8-Uhr-Bus fährt leider nicht über Zomba. So ging es erst 9.15 los. Die Speed-Link-Busse machen einen guten Eindruck: sauber, nicht überfüllt und recht schnell. Ganz im Gegensatz zu den normalen Bummelbussen mit dem wohlklingenden Namen >Intercity<. Die Versorgung auf der Fahrt ist gesichert. Bei jedem Halt wird der Bus von einer Horde Verkäufern bestürmt, die ihre Getränke und Fressalien durch die Fenster an den Mann bringen. Halb zwei sind wir in Zomba. Wir decken uns noch mal im Supermarkt ein, und dann geht es an den Aufstieg zum Plateau. Nach drei Stunden sind wir an dem sehr schön gelegenen Zeltplatz. Blick über das Plateau und warme Duschen sind bei den 15 Kwacha inklusive.

Gestern habe wir wegen der anstehenden Wasch- und Aufräumaktion nur ein kleines Kringel gedreht. Die William Falls und auch die Madala Falls sind zwar nicht gerade atemberaubend, aber doch sehr malerisch im Wald gelegen. Auch der See des Chagwa-Damms ist ein schönes Plätzchen zum verweilen. Abends war die erste gute Gelegenheit den südlichen Sternenhimmel zu bewundern. Einige Sternschnuppen waren zu sehen, und außerdem ein sehr schnell ziehender Satellit.

Für heute ist meine erste Heldentat zu verzeichnen. Um den Lebensmittelnachschub zu sichern, bin ich hinunter in die Stadt. Für den Abstieg habe ich 35 min gebraucht, für den Aufstieg 55 min.

Fr, 29.8.97 12:00 Zeltplatz Zomba Plateau

Am Mittwoch haben wir noch kleines Kringel gedreht. Eigentlich wollten wir ja zu einem Aussichtspunkt namens Queen's View, aber wegen der massiven Bauarbeiten rund um den Munguzi-Staudamm haben wir dann doch abgekürzt an den Mandala Falls vorbei.

Gestern war die große Tour entlang des westlichen Kamms. Gleich am Anfang läuft man durch ein Dörfchen. Die Leute grüßen freundlich zurück und die Kinder laufen ein Stück des Weges mit. Offensichtlich waren wir die Attraktion des Tages. Das oberste Stück des Kamms ist abgeholzt, deswegen man steigt am besten zum Waldrand ab. Am Ende des Kamms ist >Chingwe's Hole<, ein tiefes Loch im Erdboden mit nur wenigen Metern Durchmesser. Über den Potato Path und die William Falls sind wir wieder zum Zeltplatz zurück.

Bei unserer heutigen Tour haben wir uns mächtig verfranst und mussten ein ganzes Weilchen auf winzigen, nicht kartierten Pfaden durch den Wald stapfen. Zum Chagwa-Damm sind wir trotzdem nicht gekommen. Jetzt treibt uns der Hunger zurück in die Stadt.

Sa, 30.8.97 12:00 Doogle's Lodge Blantyre

Der Bustransfer von Zomba nach Blantyre war kein Problem. Mit etwas Glück haben wir halb vier eine der letzten Verbindungen erwischt. Das Government Resthouse, ein häßlicher Neubau an der Hauptstraße für 100 Kwacha das Doppelzimmer, gefiel uns überhaupt nicht. Das Guest House der Mission hat leider zugemacht. Zu empfehlen ist die Doogle's Lodge direkt hinter dem Busbahnhof. Hier zahlt man 30 Kwacha auf Zeltplatz, 60 in den Schlafsälen. Essen und Bier sind billig, und es liegen jede Menge Informationen zum Mulanje Massif aus. Das eigenartige Klima, das Traveller und Spinner aus aller Welt erzeugen ist noch erträglich.

Heute waren wir einkaufen für den Trip zum Mulanje. Es ist gar nicht so einfach, genug Kalorien für vier Tage zusammenzusuchen, die man auch noch tragen kann. Ein weiteres Problem ist der Geldtausch. Heute am Samstag hat die Hälfte der Banken zu, die andere Hälfte tauscht keine DM-Travellerschecks. Die Rezeption der Doogle's Lodge war schließlich so nett, zu einem etwas schlechterem Kurs.

Mo, 1.9.97 14:30 Chambe Hut, Mulanje Massif

Am Sonntag morgen sind wir früh auf. Leider machte die Küche der Doogle's Lodge nicht wie versprochen um sechs auf, so daß wir schließlich dreiviertel sechs ziemlich hungrig auf dem Busbahnhof standen. Der direkte Bus Richtung Phalombe war natürlich schon weg, also sind wir mit dem 7Uhr-Bus nach Mulanje. Um elf waren wir am Abzweig nach Likabula. Von dort sind wir mit einem LKW zusammen mit einer Menge Einheimischer und ihren Maissäcken zur Likabula Forest Station. Dort bezahlt man die Hütten. Lichenya Hut ist gerade abgebrannt, deswegen mußten wir auf die C.C.A.P. Hut ausweichen. Die muss naturlich im der Mission bezahlt werden. Insgesamt haben wir für die Anmeldung eine Stunde gebraucht, und konnten um eins losziehen. Der Marsch geht erst mäßig, dann immer steiler zum Plateaurand hinauf. Alle paar Schritte wird die Aussicht auf das umliegende Land fantastischer. Um vier waren wir an der Kante. Danach geht es sehr gemächlich durch das Chambe Bassin. Eine große Fläche Kiefernwald ist abgebrannt. Die Forest Station bemüht sich zwar um Aufforstung, aber der Eindruck ungestörter Wildnis ist natürlich dahin. Um fünf erreichen wir Chambe Hut - sehr schön am Bach gelegen mit Pritschen zum Schlafen, Kamin und einem sehr eleganten Außenklo. Die Nacht war ganz angenehm, abgesehen von dem Getrampel der Mitbewohner.

Heute war eigentlich der Chambe Peak fällig. Dessen gewaltige Ostwand beherrscht den gesamten westlichen Mulanje. Bis um sieben war auch wunderschöner blauer Himmel, dann aber zogen dunkle schnelle Wolken über den Kamm. Wir haben uns trotzdem einen Guide genommen. Aber nach dem ersten richtigen Anstieg mußten wir einsehen, daß für einen Gipfel heute einfach nicht das richtige Wetter ist. Wir sind zur Hütte zurück uund machen uns jetzt einen faulen Tag.

Die Ostwand des Chambe Peak.
Die Ostwand des Chambe Peak.

Do, 4.9.97 8:00 Doogle's Lodge

Am Dienstag sind wir von der Chambe Hut zur C.C.A.P. Hut gewandert. Der Weg führt erst in Richtung Tuchilia Hut bis zum Sattel am Northern Peak. Der Sattel ist richtig bewaldet und fällt nach beiden Seiten sehr steil ab. Dann biegt der Lichenya Path rechts ab und kurz darauf verläßt man wieder den Wald. Der Pfad steigt weiter an, und alle zehn Minuten präsentiert sich ein noch schönerer Anblick der gewaltigen Ostwand des Chambe Peak. Später passiert man ein Telefonhäuschen, das provokant auf der Spitze eines Hügels steht. Kurz darauf verzweigt nach links der Pfad zur Hütte. In einem kleinen Waldstück direkt hinter dem Chilembe Col versteckt sich die C.C.A.P. Hut. Hier gibts jede Menge Komfort: Betten, Kochgeschirr, ein Badehäuschen und ein freundlicher Hüttenwart, der das Badewasser anwärmt.

Vor der Dämmerung bietet sich ein Spaziergang zu den >Pools< an. Man läuft den Firebreak, der an der Hütte beginnt, entlang, bis ein weiterer Firebreak nach rechts abzweigt. Dem folgt man weiter bis zur Plateaukante. Die Pools selber sind nicht gerade umwerfend, aber der Blick hinunter ist einfach atemberaubend. Man schaut nahezu senkrecht auf die umgebende Ebene.

Gestern sind wir früh auf. Halb zwei soll unten in Likabula der Bus nach Blantyre fahren. Vorher besteigen wir noch den Chilembe Peak. Zum letzten Mal den Blick auf die Ebene und den Mulanje genießen und dann beginnt der Abstieg. Angenehmerweise führt ein großer Teil des Wegs durch Wald. Um acht sind wir aufgebrochen und dreiviertel eins sind wir unten am Forestry Office. Wir pflanzen uns an den Abzweig und warten vergeblich auf den Bus. Um drei nimmt uns schließlich ein privater Pickup bis nach Limbe mit. Der Spaß kostet mit 40 Kwacha mehr als der Bus, dafür sind wir aber viel schneller da.

Heute ist Faultag.

So, 7.9.97 Zeltplatz Golden Sands

Am Freitag sind wir von Blantyre nach Liwonde gefahren. Am Ostufer des Shire River nur ein Stück vom Damm entfernt ist eine Anlegestelle mit Booten, die ins Mvuu Camp fahren. Die Preise für den Trip bewegen sich allesamt um die 700 Kwacha pro Person. Das war uns schlicht zu teuer. Schließlich sind wir in der >Kudya Discovery Lodge< gelandet. Das ist ein furchtbar vornehmes, furchtbar heruntergekommenes Hotel. Dort trifft man auch die Jungs von >Waterline<, die Bootsausflüge in den Nationalpark halbwegs preiswert anbieten. Wir haben uns für den zweieinhalbstündigen Rundtrip entschieden, für 24 Dollar pro Person. Mit einem kleinen Katamaran wird man ein Stück den Fluß hinaufgeschippert. Zu sehen gibt es jede Menge Hippo's und Elefanten, und hin und wieder auch ein Krokodil. Viele Fischer sind mit ihren Einbäumen auf dem Wasser, in den Booten liegen Barsche um die 15 cm. Unser Guide kauft gleich fürs Abendbrot ein, drei Fische für 15 Kwacha.

Gestern sind wir weiter nach >Golden Sands<. Hier ist der Tourismus schon fest etabliert, und das schafft ein paar Probleme. Für den Transport von Monkey Bay hierher wollte der erste Fahrer 120 Kwacha pro Nase haben. Kurz darauf kam ein weiterer Pickup, der uns für 20 Kwacha mitnehmen wollte. Der 120-Kwacha-Knollo quatscht eine Weile auf den Kassierer des zweiten Pickups ein, und auf einmal ist von 80 Kwacha die Rede. Wir haben am Ende doch nur 20 Kwacha bezahlt, sehr zu Verdrossenheit des Kassierers. Später haben wir erfahren, das der Standardpreis für die Strecke 15 Kwacha beträgt. Man darf nur keine Scheu haben, bei Preisverhandlungen hart zu bleiben. Insbesondere, wenn am Ende nicht mehr so richtig klar ist, was vorher ausgemacht war. Meistens hat man den Rest der Fahrgäste auf seiner Seite, weil die auch ihre ständige kleine Konfrontation mit den Kassierern haben. Letztendlich ist es zwar ok, wenn man als reicher Tourist einen Aufschlag zahlt, aber gleich das 4- bzw. 6-fache zu verlangen, fanden wir unverschämt.

Die Unterkünfte und Zeltplätze im Nationalpark sind hoffnungslos überteuert. Recht preiswert kommt man am Strand rund um Stevens Lodge unter. Hier gibt es Zeltplätze für 20 Kwacha, Zimmer, einen kleinen Laden und eine paar Tauchschulen. Man kann Kinder anheuern zum Wäschewaschen, Abwaschen oder Essen machen. Allerdings sollte man sowas nachmittags machen, damit die nicht versucht sind, die Schule für ein paar Kwacha zu schwänzen. Bei Simon dem Koch kann man sogar Traveller Checks eintauschen.

Heute vormittag waren wir tauchen. Für zwanzig Dollar pro Tauchgang ist alles inklusive. Die Fauna ist wirklich sehr schön, jede Menge bunte Barsche sind zu bewundern. Die Flora ist dagegen ärmlich bzw. nicht vorhanden. Die Steine sind teilweise von eine dünnen Algenschicht überzogen, mehr ist nicht. Vielleicht sind wir ja von Roten Meer zu sehr verwöhnt.

Mo, 8.9.97 9:00 Zeltplatz Golden Sands

Gestern nachmittag waren wir noch mal tauchen, diesmal am >Aquarium< direkt vor Thumbi Island. Das gleiche Bild: viele bunte Fische und ansonsten nur große Steine. Alles sieht irgendwie gleich aus, und so haben wir uns auch an den zwei kleinen Riffs, die das Aquarium ausmachen, immer wieder verirrt. Zum Glück ist es nicht tief, und kann sich so jederzeit über Wasser neu orientieren.

Verhungern muß hier niemand. Gestern abend haben wir uns aus zwei Bündchen Zwiebeln, einer Tütchensuppe und Reis wohlschmeckende Suppe gekocht. Heute früh bin ich zeitig auf, und habe den Fischern drei schöne Fische für insgesamt 20 Kwacha abgekauft. Mal sehen, wie die schmecken. Lediglich unser MSR-Kocher macht Probleme, wahrscheinlich ist das Benzin hier nicht so sauber.

Do, 11.9.97 17:30 Senga Bay, Hippo Hide Lodge

Am Dienstag wollten wir eigentlich nach Senga Bay. Leider haben wir uns mit der zurückzulegenden Strecke gründlich verschätzt. Der direkte Weg wird entweder gebaut oder ist in einem fürchterlichen Zustand, jedenfalls fahren dahin so gut wie keine Autos. Wir mußten den langen Weg nehmen über Liwonde und Balaka. Das war an einem Tag nicht zu schaffen. An der Kreuzung vor Liwonde haben wir uns ein Motel gesucht. Für 150 Kwacha bekommt man ein hübsches Zwei-Mann-Chalet inklusive einem Frühstück. Einziger Mangel: kein Bier oder sonstiger Alk wegen der islamischen Ausrichtung.

Am nächsten Morgen waren wir sehr schnell an der Kreuzung nach Salima. Auf den Anschluß nach Salima mußten wir dann zwei Stunden warten. Im Laufe der dreistündigen Fahrt wurde der Bus immer voller, zuletzt saßen wir zu sechst auf einer 4-Mann-Sitzreihe. Außerdem wurden wir zweimal von der Polizei gestoppt, einmal wurde sogar das Gepäck durchsucht. In Salima war dann das Geld alle und die Bank zu. Mit den letzten paar Scheinen sind wir bis Senga Bay. Dort haben wir uns in der >Hippo Hide Lodge< einquartiert - für 60 Kwacha das Doppelzimmer noch sehr günstig.

Mittwoch früh wollte ich eigentlich allein nach Salima, um Geld und Futter zu bunkern. Beim Zählen der Reiseschecks fiel uns auf, daß uns beiden jeweils zwei Reiseschecks zu je 100 Mark fehlen. Damit es nicht so auffällt, waren die Schecks in der Mitte des Stapels ausgeheftet worden - und nicht etwa herausgerissen. Diese Professionalität hat mich ganz schön erschreckt. Irgendjemand muß irgendwo (wahrscheinlich in Cape McLear) sehr viel Zeit und Ruhe gehabt haben, unser gesamtes Zelt zu durchsuchen. In Salima haben wir den Verlust gleich gemeldet. Wenigstens ging das problemlos.

Wie schnell die Zeit verfliegt. Heute war Bergfest.

Sa, 13.9.97 1600 African Beach, Nkhata Bay

Postkartenromantik

Freitag sind wir weiter nach Nkhata Bay. Der >Speed Link< braucht von Salima aus sechs Stunden Hier gibt es zwei Adressen für Rucksacktouristen: Backpackers Connection und African Beach. Letzteres hat, wie der Name schon sagt, den entscheidenden Vorteil, direkt am Strand zu liegen. Da sind wir dann auch gelandet. Außerdem ist hier das Futter billig: für 20 Kwacha gibts einen Reis-Bohnen-Salat-Teller, von dem man richtig satt wird. Insgesamt ist man in Nkhata Bay besser aufgehoben, als in Chembe oder Senga Bay. Der Strand ist traumhaft, es gibt einen Supermarkt und sogar eine Bank. Von hier fährt auch das Schiff nach Likoma Island. Für morgen haben wir uns bei Aqua Africa für den NAUI-Tauchkurs Open Water II eingeschrieben. Den gibts in Malawi zum Standardpreis von $120, aber hier scheint die Tauchschule am seriösesten zu sein.

Mo, 15.9.97 7:30 African Beach, Nkhata Bay

Samstag abend war auf dem Zeltplatz >Dinner Party<. Das heißt, man konnte sich schon am Nachmittag sein Abendessen bestellen: Fisch mit Kartoffeln und Salat. Außerdem ein Stück Bananenkuchen und billigeres Bier. Der Wille war ja zu erkennen, und das Essen auch wirklich gut, nur leider verzögerte sich das ganze bis halb zehn. Danach waren für die Kultur ein paar Eingeborenen engagiert. Einer sitzt an den Trommeln, ein weiterer tanzt wie ein Teufel und erzeugt mit dem umgehängten Schepperzeugs einen Mordslärm. Der Rest der Gruppe verfällt in einen sich wiederholenden Endlossingsang. Das soll angeblich gegen Krankheiten helfen. Auf jeden Fall klang es ganz gut.

Gestern haben wir mit dem Tauchkurs angefangen. Die Sicht in der Bucht ist bescheiden. Wir haben aber auch nur diverse Übungen und Kompaßnavigation gemacht.

Di, 16.9.97 9:00 Aqua Africa

Gestern war der zweite Tag des Tauchkurses. Als erstes ein Tieftauchgang auf 30 Meter. Der Instruktor hat ganz schön geguckt, weil in unseren Logbüchern Tauchgänge bis 27m standen. Offensichtlich ist NAUI bezüglich der Sicherheit viel konservativer als PADI. Viel gesehen hat man da unten nicht, und abgesehen von dem schwächeren Licht bekommt man von der Tiefe sowieso nicht viel mit. Am nachmittag wurde Rettungstauchen geübt. Man schleppt sich halt gegenseitig ein bischen durch die Gegend.

Heute ist der See spiegelglatt, kein Wölkchen trübt den Himmel. Für heute abend ist der Nachttauchgang geplant - bei Vollmond.

Do, 18.9.97 10:45 African Beach, Nkhata Bay

Dienstag war der beste Tauchtag. Vormittags wurde >search&recovery< geübt. Sehr lustig. Wir waren das recovery-team. Als erstes schaut man von oben dem search-team zu, bis das Ziel gefunden ist. Dann wird der Liftbag angebammelt, mit Luft gefüllt, und ab gehts zur Oberfläche.

Absoluter Höhepunkt war das Nachttauchen. Gegen um sechs war die Sonne ganz weg, und der Mond taucht alles in ein silbernes Licht. Als wir im Boot sitzen, wundern wir uns: Der Mond ist wohl schon wieder am abnehmen? Am Tauchplatz ist alles klar: Mondfinsternis! Ausgerechnet zum Nachttauchen! Ein tolles Schauspiel war es trotzdem. Der Tauchgang war einfach fantastisch. Im Licht der Lampen achtet man viel mehr auf einzelne Tiere, konzentriert sich mehr auf Details. Und die Stimmung ist einfach toll. Wieder an der Oberfläche, ist die Mondfinsternis zur totalen geworden. Das war mit Abstand der beste Tauchgang des ganzen Kurses.

Gestern haben wir versucht, den Trip zum Nyika vorzubereiten. Zwei Firmen haben in der Stadt mit Safaris geworben, aber keine von beiden arbeitet noch. Die Nachfrage nach solchen Touren hat sich wohl sehr in Grenzen gehalten. Wahrscheinlich werden wir stattdessen ins Vwaza-March fahren.

Das African Beach wird offensichtlich auch zum Drogenurlaub benutzt. Mehrmals hat uns der Zeltplatzwart, der auch die Boote vermietet, wegen Marihuana angequatscht. Bei einer nicht mehr zu vernachlässigenten Minderheit auf dem Zeltplatz wird er das Zeug auch regelmäßig los.

Viele Touristen schleppen die lokalen Schnitzkünste in Massen davon. Das kann man an nahezu jeder Ecke kaufen, ein ganzer Straßenabschnitt ist nur von Schnitzerbüdchen gesäumt. Das Holz ist sehr weich und leicht zu bearbeiten. Die Stücke werden am Ende mühevoll mit rotbrauner oder schwarzer Schuhcreme poliert, und sehen dann sehr edel aus.

Mo, 22.9. 15:00 Dess Place, Livingstonia Turnoff

Freitag sind wir ins Vwaza-Resort gefahren. Um sieben ging der Bus nach Mzuzu, von dort ein Minibus weiter nach Rumphi. Auf der Strecke nach Rumphi war ein Minibus durch einen Reifenplatzer von der Straße abgekommen und umgestürzt. Eine Menge Einheimischer stand reichlich hilflos herum. Als endlich alle Verletzten auf der Ladefläche eines LKW's verstaut waren, dauerte es nochmal eine ganze Weile, bis dieser auch losfuhr. Man hat Zeit in Afrika. Später haben wir erfahren, das es ganzen Rumphi-District nur einen Arzt gibt. In diesem Land bleibt man besser heil und gesund.

ein nilpferd
Entfernung 20 Meter.

Gegen Mittag waren wir schon im Resort. Wie in Nationalparks üblich, werden Touristen kräftig zur Kasse gebeten. Ein Tag kostet 75 Kwacha und für den Zeltplatz sind nochmal 60 Kwacha fällig. Dafür gibts lediglich Plumpsklos und Eimerduschen.

Samstag morgen sind wir zur Erkundungstour durch den Park. Dazu muß man sich einen Guide engagieren, der die Touristen dann recht fachkundig durchs Gelände führt. Außerdem fühlt man sich durch dessen imposantes Schnellfeuergewehr gleich viel sicherer. Die Nilpferde konzentrieren sich in der Trockenzeit auf die wenigen verbliebenen Tümpel. Dadurch kann man sich den Tieren problemlos bis auf 10 Meter nähern - ein großartiges Erlebnis. Am Ufer lagerte noch eine Herde Wasserbüffel. Insgesamt hat sich der Abstecher zum Vwaza March sehr gelohnt.

eine herde von wasserbüffeln
Entfernung auch 20 Meter. Dem Foto sieht man die Nervosität der Büffel kaum an.
Hinter mir nimmt der Guide gerade sein Gewehr in Anschlag.

Mittags haben wir uns entschlossen, das Nyika-Plateau zu streichen, und stattdessen gleich nach Livingstonia zu fahren. Direkt am Abzweig von der Hauptstraße sind zwei Resthouses: sehr billig und kärglich aber mit gutem Essen. Ein paar hundert Meter weiter am Strand ist eine Lodge mit Zeltplatz (Dess' Place): teurer, nobler, aber nicht wirklich besser. Dafür aber direkt am Strand. Deswegen sind wir auch da geblieben.

Gestern sind wir nach Livingsstonia gelaufen. Die Straße windet sich in engen Serpentinen zur Plateau-Kante hinauf und wird kaum befahren. Wir haben für die Strecke drei Stunden gebraucht - ohne unser Gepäck, das wir in der Lodge gelassen haben. Oben ist ein wunderschönes Resthouse. Die Übernachtung im Doppelzimmer kostet 25 Kwacha, das sehr reichliche Dinner nochmal soviel. Und zum Frühstück gibts vorzügliche Pfannkuchen. Livingstonia selbst fand ich eher mäßig. Die Kirche ist recht eindrucksvoll, das Stone House durchaus sehenswert. Wirklich toll sind die Wasserfälle. Es gibt einen kleinen Aussichtspunkt und man kann auch zur Absturzkante und zu der kleinen Höhle hinter dem Wasserfall laufen.

Für den Abstieg zur Hauptstraße haben wir heute wieder drei Stunden gebraucht. Diesmal haben wir nicht die vielen kleinen Abkürzungen benutzt, sondern sind einfach die Straße hinunter gelatscht. Jetzt faulen wir den Rest des Tages am Strand.

Do, 259.97 20:00 African Beach, Nkhata Bay

Dienstag sind wir zurück nach Nkhata Bay. Auf dem Zeltplatz wartete eine beunruhigende Überraschung: Die Nacht zuvor sind zwei Zelte aufgeschnitten und ausgeräumt worden. Dabei fühlten wir uns hier besonders gut bewacht. Die vier Nachtwächter haben einen Mordsanschiß abgefaßt, und seitdem legen sie sichtbar mehr Elan an den Tag bzw. die Nacht.

Mittwoch war ich zum Tauchen zu faul, so ist K.P. alleine los. Ich habe mich sehr ausführlich zu den geschnitzten Bao-Spielen beraten bzw. beschwatzen lassen. Vielleicht lege ich mir sowas noch zu. Die Spielregeln sind aber nicht so eingängig, da müssen wir noch üben. Heute hat mich mein Verdauungstrakt lahmgelegt.

Fr, 26.9.97 18:00 Patricks Restaurant, Nkhata Bay

Heute waren wir nochmal tauchen. Es hat wieder richtig Spaß gemacht. Ansonsten haben wir nur gefault.

Sa, 27.9.97 14:00 Patricks Restaurant, Nkhata Bay

Tauchen war heute nicht, wir sind schlichtweg zu spät gekommen. Ansonsten ist uns heute Nacht ein Stück Waschseife, das vor dem Zelt lag, geklaut worden. Super. Der Elan der Nachtwächter ist auch sichtlich wieder zurückgegangen.

So, 28.9.97 20:00 Patricks Restaurant, Nkhata Bay

Wir haben nochmal einen schönen Tauchgang gemacht, an demselben Riff, wo wir auch schon unseren Nachttauchgang hatten. Für morgen haben wir die Tauchschule zu noch einem Nachttauchen überreden können. Ansonsten ist uns gestern abend noch ein Finnmesser geklaut worden. Langsam nervt es.

Mi, 1.10.97 23:00 Nairobi Airport, Transit Lounge

seemann ahoi!

Montag haben wir uns an einem Einbaum versucht. Für 30 Kwacha darf man sich eine halbe Stunde mit dem Gerät auf den Wellen mühen. Unsrer war wohl eine Spezialanfertigung für Touristen, extra gutmütig. Allein schafft man es kaum, das Boot zum Kentern zu bringen. Dafür ist das zu zweit umso einfacher - wir konnten immer nur ein paar Sekunden halten. Allerdings waren die Wellen auch nicht ohne. Das ist gar nicht so ungefährlich, denn man kann sich beim Kentern leicht die Beine im schmalen Bootsrumpf verklemmen. Dann hängt man ziemlich hilflos da.

Beim Nachttauchen war die Sicht eher bescheiden. Auch der Mond blieb hinterm Horizont. Trotzdem war es wieder ein Erlebnis. Nachts schlafen die meisten Fische, und so kann man ganz nah heran. Im Licht der Lampen kommen die Farben prächtig heraus.

Dienstag haben wir den ganzen Tag im Bus nach Lilongwe gesessen. Heute vormittag waren wir auf der Bank, um die 2mal 20 Dollar Flughafengebühr einzutauschen. Die restlichen Kwacha haben wir in Futter angelegt, für Nairobi. Hier haben wir 28 Stunden Aufenthalt. Viel Zeit, um dieses Tagebuch zu beenden und Kassensturz zu machen. Insgesamt haben wir im Land 1070 Mark pro Nase ausgegeben, davon alleine 360 fürs Tauchen. Dazu kommen nochmal 1300 für den Flug. Ein sehr preiswerter Urlaub.

Morgen um 23:00 steigen wir ins Flugzeug nach Amsterdam, und übermorgen gegen 9:00 landen wir hoffentlich in Tegel. Für diesen Urlaub und damit auch für das Tagebuch ist das dann wohl das

ENDE.

Valid HTML 4.01! Erstellt von Ralf Wiebicke, letzte Änderung 27. Dezember 1998